Sonntag, 29. September 2019

Im Interview mit Monika Augustin

Ihr Lieben, heute habe ich etwas für euch, was mich tatsächlich ein bisschen stolz macht: ein Interview, und zwar das erste, was ich je geführt habe! Ich freue mich nach wie vor tierisch darüber, dass sich diese Gelegenheit ergeben hat - und dann auch noch mit einer so sympathischen Autorin!

Okay, vielleicht sollte ich an dieser Stelle erst einmal kurz erwähnen, wen ich überhaupt interviewen durfte - ups. Obwohl ihr es ja vermutlich schon im Titel gesehen habt: Die liebe Monika Augustin, also die Autorin von "Das Mucksmäuschen", einem der Shortlist-Titel des DSPP, war so lieb, mir ein paar Fragen zu beantworten ...

Übrigens musste ich mich stark zusammenreißen, um im Nachhinein nicht noch einmal auf alle Antworten einzugehen! Ihr wisst ja, wenn ich einmal anfange zu quatschen ... deshalb habe ich´s lieber gelassen ... 😂 So, jetzt höre ich aber mal auf und wünsche euch endlich ganz viel Spaß beim Lesen des Interviews!


Bevor ich anfange, dich schonungslos zu durchlöchern … Magst du dich vielleicht erst einmal kurz vorstellen? 
"Na klar, gern. Ich bin 37 Jahre alt und wohne in Ludwigsburg bei Stuttgart. Ich habe zu Schulzeiten extrem viel geschrieben, Kurzgeschichten, halbe Romane, Gedichte... Der Traum war, Schriftstellerin zu werden und eigene Romane zu veröffentlichen. Es kam anders, was gar nicht schlimm ist – Prioritäten ändern sich. Ich habe Kommunikationswissenschaft studiert und im Marketing angefangen. Da bin ich immer noch, aber habe jetzt einen anderen Schwerpunkt: Ich kümmere mich um Prozesse und Systeme, die es meinen Marketingkollegen erlauben, effizient und wirksam Marketing zu machen. Lach nicht, ich mag Prozesse – das hat mein schreibendes Ich von damals nicht kommen sehen. Ich bin verheiratet, und wir haben eine kleine Tochter, die jetzt fünf Jahre alt ist."

Du hast mir in einer deiner Mails erzählt, dass du eigentlich nie vorhattest, dieses Buch zu veröffentlichen, sondern ursprünglich eigentlich nur ein Exemplar für deine Tochter drucken lassen wolltest … Bist du froh, dass du dich dann doch spontan anders entschieden hast? 
"Sehr! Denn ansonsten hätte ich ja nie diese unglaubliche Erfahrung machen dürfen, mit allem Drum und Dran… z. B. wie das ist, wenn plötzlich jemand eine Videorezension dreht über etwas, das man selbst gemacht hat. 😉 Ich hatte ja vorher nur von Selfpublishing gehört, und ich stieß dann konkret drauf, als ich danach gegoogelt habe, wie ich mein Buch als Einzelstück hochwertig drucken lassen kann. Plan A war, alle Seiten als JPG abzuspeichern und einfach ein Fotobuch zu machen. Dann war da auf Google plötzlich epubli, und ich dachte, nun ja, wieso nicht. Die kümmern sich um alles, um die ISBN, um das Einstellen bei bekannten Onlinebuchhändlern, um das Drucken, sobald einer das Buch bestellt. 
Das eigene Buch mit einer ISBN zu sehen, im örtlichen Kindergarten und in der Bücherei Lesungen zu halten und vom Werdegang des Buches zu berichten, die Shortlist, dieses Interview hier… all das wäre nicht passiert, wäre ich bei Plan A geblieben. "

Was mich noch interessieren würde: Wie lief das eigentlich mit den Illustrationen? Du hattest ja erwähnt, dass die von einer Indonesierin stammen, die du auf einer Onlineplattform gefunden hast … Hast du der Künstlerin deine Geschichte zugeschickt und ihr in ihrer Arbeit dann freie Hand gelassen, oder war das anders? Ich stelle mir das Ganze ein bisschen schwierig vor, wenn man sich nicht gegenübersitzen und Vorstellungen austauschen kann … 
"In etwa so lief das, und in etwa so schwierig war es. Die Onlineplattform ist fiverr.com – das funktioniert wie ein MyHammer für Kreative. Ich habe mich umgesehen und diverse Illustratoren mit der genauen Aufgabenbeschreibung angeschrieben, bis ich eine gefunden hatte, deren Stil ich toll fand (und die mir ein Angebot gemacht hat, das ich mir leisten konnte). Sie hat sich mir als Vin vorgestellt, und die Arbeit mit ihr war eine ganz neue Erfahrung für mich. Als erstes habe ich die ganze Geschichte auf Englisch übersetzt. Sie hat mir erste Bleistiftskizzen geschickt, anhand derer wir den Look definiert haben. Inhaltlich hatten wir Startschwierigkeiten: In Indonesien ist der Wald ein anderer, und es wohnen andere Tiere darin. Ich hatte im Briefing geschrieben „hier diverse Waldtiere im Hintergrund“, wobei ich natürlich einen mitteleuropäischen Wald im Kopf hatte, und bekommen habe ich einen Dschungel mit Elefanten. Aber das war ja noch im Anfangsstadium und leicht zu ändern. Generell hat die Verständigung auf Englisch gut geklappt, auch wenn es natürlich herausfordernd war, dass wir beide nicht englische Muttersprachler sind. Vin ist großartig, ein ganz lieber Mensch. Für mich ist es irgendwie krass, dass man so ein Projekt mit jemandem machen kann, der auf der anderen Seite der Welt lebt und den man nie persönlich getroffen hat. Es lebe das Internet!"

Kommen wir jetzt aber zum Thema Selfpublishing und zu der Frage, die vermutlich die meisten hier interessiert: Wie genau läuft das überhaupt? Ich muss ja zugeben, dass ich früher, bevor ich mich eingehender mit der Sache beschäftigt habe, tatsächlich dachte, dass Selfpublishing-Autoren einfach ´ne Druckmaschine im Keller haben und die Bücher wirklich SELBST drucken (da fragt mich bitte keiner, wie ich auf so eine Idee kommen konnte) – ich schätze mal, diese Vorstellung hat mit der Realität nicht viel zu tun, oder? 
"Ich selber weiß auch fast nichts über Selfpublishing, außer, was ich in den letzten ca. 9 Monaten recherchiert habe, aber ich kann bestätigen, dass zumindest ich keine Druckmaschine im Keller habe. 😉 Meinen bsiherigen Erkenntnissen nach gibt es quasi 2 Wege im Selfpublishing: Neuer ist der, den ich gegangen bin, nämlich ein Anbieter wie epubli bietet dir eine Print-on-Demand (Drucken-auf-Bestellung) Lösung an. Kostet den Autor nichts im Voraus, weil die ganzen Kosten ja erst dann abgeführt werden, wenn jemand das Buch kauft. Allerdings führt das zu hohen Stückpreisen. Ich bin ja im Marketing und weiß, was es an Aufwand kostet (und Zeit ist immer Geld), eine Druckmaschine für ein neues Projekt einzurichten. Du musst das Programm laden, das gewünschte Papier einlegen, ggf. Sonderfarben dazugeben. Und hinten raus muss man auf das gewünschte Format zuschneiden und die gewünschte Bindung machen. Es ist leicht einzusehen, dass das für Stückzahl 1 immens viel Aufwand ist. Wenn man stattdessen das einmal macht und dann direkt 10.000 Stück druckt, kann man denn Aufwand auf 10.000 Stück verteilen – das einzelne Buch wird billiger in der Herstellung.
Soweit ich weiß, geht mancher Selfpublisher in Vorleistung und druckt eine höhere Auflage auf Lager. Wie es denn weitergeht, weiß ich nicht: Lagert man die 10.000 Stück dann bei sich daheim? Wie verschickt man die bei Bestellung? Gibt es Anbieter dafür? Und wie verkauft man die Lagermenge dann? Über eine eigene Website? Ich weiß, dass einige der anderen Nominierten da deutlich mehr Erfahrung haben als ich, eventuell mag einer das beantworten."

Außerdem habe ich meinen lieben Followern bei Instagram die Möglichkeit gegeben, mir Punkte zu nennen, die sie noch interessieren würden. Dabei kam unter anderem die Frage auf, ob bzw. wie es euch Selfpublishing-Autoren möglich ist, die Reichweite eures Titels zu erhöhen. Kannst du mir dazu vielleicht etwas erzählen?
"Gute Frage. Da bin ich mir noch nicht recht schlüssig. Ich muss gestehen, ich habe mich noch nicht viel damit beschäftigt, weil ich den hohen Verkaufspreis meines Buches als Hemmnis erachte – niemand bestellt ein Buch auf Verdacht für 11,90. Ich überlege, mehr in Sachen Marketing für mein Buch zu machen, und tendiere vor allem zu Google Display Ads – da kann man Bannerwerbung gezielt an Menschen aussteuern, die was mit Kindern zu tun haben oder selbst Eltern sind. Meine Zielgruppe sind schließlich Eltern, Großeltern, Paten und Co. Man kann ein Tageslimit setzen, so hat man eine Kostenkontrolle. 
Mein zweiter Pfad werden dann vermutlich Foren wie lovelybooks sein – da kann man Leserunden veranstalten, Exemplare verlosen und dann drüber diskutieren.
Und ich hoffe natürlich immer noch, dass ein Verlag auf der Frankfurter Buchmesse mein Buch sieht und sagt: „Das nehmen wir!“ 😊"

Jetzt mal kurz und knackig: Was hältst du vom DSPP? (Klingt irgendwie als wäre das eine Fangfrage – ist keine!) 
"Ich bin begeistert, wie könnte es anders sein? Selbstveröffentlichte Bücher haben einen schweren Stand, bekommen kaum Aufmerksamkeit. Was ich mir auch so erkläre, dass es bestimmt sehr schwer ist, in dem Feld die Spreu vom Weizen zu trennen – dass jeder Bücher veröffentlichen kann, heißt ja nicht, dass die auch alle gut sind. Und die Verlage haben da schon so eine Gatekeeper-Funktion für Qualität. Dabei wollen sie ja auch verdienen – und hier liegt der Hase im Pfeffer: Um viel zu verdienen, muss man verkaufen, was die Käufer massenhaft kaufen wollen. Der sicherste Weg, das zu erreichen, ist Prominenz. Der zehnte Band eines erfolgreichen Autors ist ein sicherer wirtschaftlicher Erfolg als der erste Band eines unbekannten. Deshalb, denke ich, bekommt man als No-Name nur selten einen Fuß in die Tür eines Verlags. Zumal es denen ja nicht an Angeboten mangelt – Verlage werden mit Manuskripten überschwemmt.
Der DSPP möchte Aufmerksamkeit schaffen für die vielen Selfpublishing-Autoren, die großartige Bücher schreiben und leider keine Marketing-Maschine haben, die helfen würde, daraus kommerziellen Erfolg zu machen. Das ist toll."

Hättest du damit gerechnet, dass man deine Geschichte für die Longlist nominiert? Und wie kam es eigentlich dazu, dass du das Buch für den Preis eingereicht hast?
"Ich habe weder mit der Longlist, noch mit der Shortlist gerechnet. Ich war happy, ein Buch mit ISBN-Nummer zu haben und dachte, wenn ich alle Freunde und Bekannten erfolgreich gezwungen habe, ein Exemplar zu kaufen, war es das. 😉 Dann habe ich eines Tages den Newsletter von epubli bekommen mit dem Hinweis auf den Preis und den Beginn der Bewerbungsphase. Das Buch als PDF hochzuladen war schnell gemacht. Und dann hab ich tatsächlich vergessen, dass ich da mitgemacht hatte. Büro, Haus, Kind… Und die Idee, dass ich da gewinnen könnte, war sowieso absurd. Als ich die E-Mail mit der Nachricht über die Longlist bekommen habe (gelesen hab ich sie auf dem Weg vom Büro zur Kantine), dachte ich erst, das ist ein Versehen, und dann, dass ich auf der Stelle in Ohnmacht falle."

Die Frage aller Fragen zum Schluss: Sind noch weitere (Kinder-)Bücher in Planung oder wird „Das Mucksmäuschen“ deine einzige Geschichte bleiben? 
"In „Planung“ ist nichts, aber im Ideenkochtopf schon. Der köchelte beim Mucksmäuschen so ca. 2 Jahre, also mal sehen… 😉 Ich würde gerne einen zweiten Band zum Mucksmäuschen schreiben, allerdings mit einem anderen Wort als Aufhänger. Ich suche also ein schönes Adjektiv, das „irgendwas wie irgendwer“ bedeutet – und dann schau ich mal, was für eine Geschichte ich darum herum bauen könnte. Falls deine Follower Ideen für so ein Adjektiv haben, immer gerne her damit! Bei Umsetzung gibt es eine geheime Widmung im Buch (die gibt es beim Mucksmäuschen auch: gut versteckt, für meine Tochter 😊)."

Das war´s, du hast es überstanden. YEY! Noch einmal vielen lieben Dank dafür, dass ich dich interviewen durfte und vor allem dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, alles zu beantworten. 😊
"Da war doch nichts zu überstehen! Es hat mir immens viel Spaß gemacht – auch unser Austausch vorab. Ich danke dir für die erste echte Videorezension für etwas, das ich gemacht habe 😉, und für dieses Interview."

Das war´s , ihr Lieben! An dieser Stelle möchte ich aber noch einmal kurz erwähnen, wie baff ich bin, dass Monika sich die Zeit genommen hat, alles so umfangreich und von Herzen zu beantworten - ich glaube, das ist nicht selbstverständlich. Umso mehr freut es mich, dass es "Das Mucksmäuschen" auf die Shortlist des Buchpreises geschafft hat und drücke für die Preisverleihung am 18. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse ganz fest die Daumen.

Neugierig geworden? "Das Mucksmäuschen" gibt´s hier.

Und ach ja, AN ALLE VERLAGE: Dieses Buch solltet ihr euch einmal anschauen ... also, nur mal so nebenbei erwähnt ...

☺ Helena

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